La Saletta

Vor nunmehr 27 Jahren wurde La Saletta als lose Vereinigung gegründet mit dem Hauptzweck, die Gottesdienste in italienischer Sprache gesanglich zu umrahmen. Bald schon sprengte La Saletta diesen engen Rahmen und entwickelte sich zu einem rührigen Verein, der im kulturellen Geschehen der Gemeinde Innichen einen festen Platz einnimmt. Wenn sich La Saletta auch primär als Kulturverein des italienischen Teils der Bevölkerung versteht und die kulturelle Selbstfindung und das Selbstvertrauen der italienischen Sprachgruppe wachgerufen hat und dadurch wesentlich dazu beitrug, dass sie sich in der Gemeinde wohl fühlen, so hat der Verein doch auch viele Freunde unter den Deutschsprachigen gefunden.

Die alljährliche musikalisch-theatralische Darbietung im Hochsommer hat im Veranstaltungskalender Innichens ebenso seinen fixen Platz wie die verschiedenen Konzerte mit klassischer Musik, Musicals, Fachvorträge oder Tanzkurse. Der Verein leistet dadurch auch einen fundamentalen Beitrag zur Förderung des Fremdenverkehrs. Beispielhaft und nachahmenswert ist vor allem jedoch der Einsatz, den La Saletta im Zusammenleben der beiden Sprachgruppen leistet.
Treibende Kraft hinter La Saletta ist Elena Cadamuro, die Leiterin und Präsidentin.

Sie war die Initiatorin und diejenige, die die Ideen der Mädchen verarbeiten und realisieren konnte. Elena Cadamuro hat mit viel Geduld, überdurchschnittlicher Phantasie sowie großer Liebe zur Musik und zum Theater die Gruppe durch die Jahre geführt. Sie koordiniert und organisiert das gesamte öffentliche Leben der Saletta.

Die Liebe zum Gesang und das Bedürfnis, durch Musik die eigenen Gefühle auszudrücken, bildeten den Keim, aus dem La Saletta erwuchs. Aus den ersten, mehr oder weniger zufälligen Treffen hat sich der Kern des Chores entwickelt. Schon bald wurde der Pfarrsaal, wo sich Luisa Bernardi, Rita und Lydia Rainer sowie Elena Stonfer zum Plaudern trafen, auch für andere junge Menschen und einige Soldaten zu einem wichtigen Bezugspunkt und zu einem Ort wahrer Freundschaft. So wurde es innerhalb relativ kurzer Zeit zu einer angenehmen Gewohnheit, sich am Nachmittag und am Abend in der "Saletta", dem kleinen Pfarrsaal, zusammenzusetzen. Und wo es Jugendliche gibt, gibt es immer auch Musik und Lust zum Singen. Musik und Gesang in allen Variationen haben die gemeinsam verbrachten Stunden von Anfang an begleitet und die Initiatorinnen dazu bewegt, die bisher im Allgemeinen sehr nüchterne italienische Sonntagsmesse zu bereichern. Der Anfang war nicht leicht: Man hatte wenig Übung mit Instrumenten, wenige Instrumente überhaupt, kaum Texte oder Musikunterlagen. Doch dank einiger Musikkassetten, ein bisschen guten Willens, fleißiger Proben und einiger Soldaten, die mit der Gitarre ihr Bestes gaben, kam es schließlich zu ersten Auftritten in der Kirche. Durch die Mitarbeit von Marzia Della Lucia, die 1974 zu Saletta kam und den Chor als gute Gitarristin bis 1982 begleitete, und den allmählichen Zustrom neuer Stimmen, für die Elena Cadamuro inzwischen die Leitung übernommen hatte, wurde schließlich eine regelmäßige Tätigkeit möglich sowie eine konstante Teilnahme am Sonntagsgottesdienst. Diese sonntäglichen Messen waren gewissermaßen ein Resonanzkasten für die musikalischen und gesellschaftlichen Aktivitäten der Saletta. Immer mehr Mädchen wollten dem neu gegründeten Chor beitreten, der am 20. Mai 1980 bei seiner offiziellen Gründung 23 Mitglieder umfasste. Die kleinen Künstlerinnen begannen schon bald auch das öffentliche Konzertleben zu begleiten und an Feiern und Veranstaltungen auch außerhalb der eigenen Gemeinde teilzunehmen. Fast alle dieser Veranstaltungen wurden von der Saletta selbst organisiert. Der Terminkalender der frühen 1980-er Jahre war voll von Gesangsauftritten bei den Hochzeiten von Freunden, aber auch bei anderen Anlässen und Festen sowie bei musikalischen Veranstaltungen, die für Einheimische und Touristen im Reschhaus organisiert wurden. Aus den ersten kleinen, beinahe improvisierten und im wesentlichen der Phantasie entsprungenen sowie auf Texten bekannter Lieder basierenden Gesangskonzerten entstanden allmählich wahre Musik- und Theaterproduktionen. Das Debüt fand 1984 mit dem Stück Pax in terris statt, das im Freien aufgeführt und zu einer mehrsprachigen Hymne und einem Aufruf zum Frieden in der Welt wurde.

Durch die Kombination von eindrucksvoller Choreographie einer ausgeprägten Handlung mit Rezitativen, Musik und Liedern war der erste Schritt in Richtung Theater bzw. Musical gesetzt.
Ende 1986 musste die Tätigkeit aufgrund von Unstimmigkeiten innerhalb der Gruppe für fast zwei Monate unterbrochen werden. Doch die folgenden Jahre bis 1990 gehören sicherlich zu den Besten für die Saletta. Die phantasievollen und bewegten Stücke wie S viaggiare, Attelas Shuttle oder Nessuno è perfetto wurden auch in allen Theatern des Pustertales aufgeführt. Der Name La Saletta war nun in deutschen wie italienischen Zeitungen noch mehr präsent. Vor allem bestechen Natürlichkeit und Lebendigkeit der Darbietungen, aber auch die Haltung dem Publikum gegenüber, die gekennzeichnet ist durch die Bemühungen, sich gezielt über ethnische Grenzen hinwegzusetzen und ein praktisches Beispiel für harmonisches Zusammenleben zu geben.