Musikkapelle
In den Zwanzigerjahren empfanden es viele Aschauer als großen Mangel, dass der Ort über keine eigene Musikkapelle verfügte. Bei festlichen Anlässen war man immer auf die Mithilfe auswärtiger Kapellen, z.B. jener von Ried, angewiesen. Rund ein Drittel der notwendigen Geldmittel für die Gründung einer eigenen Musikkapelle wurde durch Spenden seitens der Bevölkerung aufgebracht. Der erste Kapellmeister Franz Angerer aus Stumm kam Woche für Woche nach Aschau, um die angehenden Musikanten zu unterrichten. Am 25. Juli 1925 konnte das Gründungsfest begangen werden.
Gründungsfoto
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg suchte man einen Lehrer, der sowohl den Kirchenchor als auch die Musikkapelle leiten konnte. In Michael Thaler aus der Wildschönau fand man einen Mann, der alle drei Ämter in sich vereinte. Fast 30 Jahre (1949-1977) prägte er das musikalische Geschehen von Aschau und leistete große kulturelle Arbeit. Unter der Stabführung des neuen Kapellmeisters erlebte die Musikkapelle einen gewaltigen Aufschwung und wurde zu einem anerkannten Klangkörper im Zillertal. Thaler begnügte sich nicht alleine mit Marschliteratur, sondern studierte auch andere Stücke ein.
Im Jahre 1951 führte die Musikkapelle das Bezirksmusikfest durch, das gleichzeitig auch als verspätetes 25-Jahr-Jubiläum angesehen wurde.
Festumzug zum 25-Jahr-Jubiläum
Das Bezirksmusikfest brachte einen großen finanziellen Erfolg, was für die ständig wachsenden Aufgaben der Kapelle Voraussetzung war. Mit Hilfe der Bevölkerung und der Gemeinde war es möglich, den Musikpavillon zu errichten. 1967 wurde die Musik auf Normalstimmung umgestimmt. Alle Instrumente mussten neu angekauft werden.
Die erste Auslandsfahrt führte die Musikanten 1951 nach Berchtesgaden. Dreimal kam die Kapelle nach Pronsfeld in der Eifel (zuerst 1957). Einer der Höhepunkte war der Besuch in Worms-Weinsheim 1973, dem zwei weitere folgten.
Aschauer Musikanten heizen das Publikum in Pronsfeld an
Das letzte große musikalische Ereignis unter Kapellmeister Thaler war das 50-Jahr-Jubiläum im Jahr 1974. Die Musikkapelle veranstaltete ein Zeltfest und organisierte einen Festumzug, an dem die Kapellen der Nachbardörfer und Aschauer Vereine teilnahmen. 1977 übersiedelte Thaler nach Rum bei Innsbruck.
Unter dem neuen Kapellmeister Franz Höllwarth aus Bruck, der bis 1983 das Amt innehatte, wurde nun auch moderne Konzertliteratur einstudiert, wie z.B. das Stück Mixed Pickles. Weiterhin wurden Werbefahrten unternommen, etwa nach Köln oder Rodt (Belgien). Im März 1983 wurde im Landesstudio Tirol der Marschall Foch-Marsch aufgenommen. Der erste Klarinettist Helmut Brugger löste Höllwarth noch im selben Jahr in der Funktion als Kapellmeister ab. Er war stets um die Steigerung der musikalischen Qualität bemüht. Bei jedem Musiker vermochte er höchste Motivation zu wecken. Bei Registerproben wurde die schwierige Konzertliteratur genauestens einstudiert. Der Kapellmeister war teilweise fünf Mal pro Woche im Probelokal. Auch Solisten hat er verstärkt bei Konzerten eingesetzt.
Helmut Brugger und Rupert Angerer
Unter seiner Leitung wurde 1984 gemeinsam mit dem Männergesangsverein "Die Antenstoana" die erste Langspielplatte aufgenommen.
Am 6. Mai 1986 gab es einen weiteren Höhepunkt in der Vereinsgeschichte der Musikkapelle: Im Auftrag des Tiroler Privatzimmerverbandes gab sie in der bekannten Rheingoldhalle in Mainz ein Galakonzert. Die mitwirkenden Musikanten waren von der gewaltigen Dimension der Halle und den Tausenden Konzertbesuchern begeistert. 1987 zählte die Kapelle 54 Mitglieder - ein historischer Höhepunkt.
Vom 19. bis 20. Juni 1993 unternahm die Musikkapelle auf Einladung des Tourismusverbandes Aschau eine Werbefahrt nach Leipzig. Eine Woche später fand in Aschau das Saisoneröffnungskonzert statt. Kapellmeister Brugger hatte mit der Kapelle ein sehr hohes musikalisches Niveau erreicht. Als Ouverture wurde die Leichte Kavallerie von Franz von Suppé gespielt.
Aus Anlass für das bevorstehende Jubiläumsjahr 1994 beschloss man, im Herbst 1993 eine CD aufzunehmen. Eingespielt wurden unter anderem der Konzertmarsch Einzug der Gladiatoren, Andulka Marsch, Unter dem Doppeladler sowie ein Solostück für Flügelhorn, Silberfäden.
Im Juli 1994 waren die Freunde aus der Partnergemeinde Oberwil zu Gast. Die Verbindung besteht seit 1989. Auch die Aschauer waren bereits mehrmals in Oberwil.
Ein ganz besonderer Höhepunkt für die Kapelle war der 17. Juli 1994. Erstmals spielte die Musikkapelle Aschau beim Live-Frühschoppen von Radio Tirol im Landesstudio in Innsbruck.
ORF Live-Frühschoppen
1994 konnte Johann Gänsluckner - langjähriger Kapellmeister der Musikkapelle Ried und Jenbach - für die Leitung gewonnen werden.
Im Juli 1997 unternahm die Kapelle eine Auslandsfahrt nach Barrien bei Bremen. Die Anforderungen an die Musikanten waren dabei sehr groß. Sie bestritten zwei Festumzüge, ein Marsch- und ein Festkonzert. Der 26-stündigen Hin- und Rückfahrt stand ein 29-stündiger Aufenthalt in Barrien gegenüber. Der große musikalische Erfolg entschädigte jedoch für vieles. Gleich eine Woche später feierte die Schützenkompanie ihr 100-jähriges Bestandsjubiläum. Aus diesem Anlass wurde beim neuen Musikpavillon der große österreichische Zapfenstreich aufgeführt. Ein historischer Höchststand wurde im Sommer mit nicht weniger als 12 Platzkonzerten erreicht!
Das Frühjahrskonzert 1998 fand in der neu errichteten Turnhalle der Volksschule Aschau statt. Mit Lichteffekten und mit Hilfe des Videoclubs Zillertal wurden auch optische Effekte ins Programm eingebaut.
Im Jahr 1999 feierte die Musikkapelle ihr 75-jähriges Bestandsjubiläum.
Ein großes Anliegen der Bundesmusikkapelle Aschau war und ist die Ausbildung und Förderung der Jugend. Anfangs wurden die Jungen meist in Eigenregie, z.B. vom Vater, ausgebildet. In den 1970-er und 1980-er Jahren hat sich dann der Bezirksverband sehr stark um die Ausbildung gekümmert. Heute übernimmt die Landesmusikschule Zillertal diese Aufgabe. 1999 standen 14 Musikantinnen und Musikanten in Aus- und Weiterbildung.
Bei einer Einspielprobe
Jährliche Tradition ist das Maiblasen - eine wahre Marathon-Veranstaltung - sowie das Cäcilienkonzert in der Pfarrkirche von Aschau.
Beim Maiblasen