Habernkaffn

"Einläuter"

Ein alter Brauch in Ebbs
Das "Einläuten" oder "Habernkaffn" (= Haferkäufer)

Das "Einläuten", oder auch "Habernkaffn" genannt, ist ein alter Brauch, der sonst eigentlich nirgendwo vorkommt. Dieser wird oft groß aufgezogen, aber nur bei einer Erstgeburt: Bei Buben wird "gegoaßelt", bei Mädchen "gebrechelt". Ursprünglich durften nur ledige erwachsene Burschen daran teilnehmen, heute sind es zum Teil auch Verheiratete.
Der Ablauf des Brauches gestaltet sich folgendermaßen:
Zuerst muss der Kindsvater gefragt werden, ob ihm das Einläuten auch recht ist. So kommen an einem bestimmten Abend nach dem Dunkelwerden die Einläuter zum betreffenden Haus und warten draußen. Dann folgt das "Habernkaffn".
Die sogenannten Habernkaffer gehen ins Haus hinein, meistens in die Stube, wo der Kindsvater anwesend ist. Das alles geschieht zu einer Zeit, wenn die Wöchnerin wieder gut auf den Beinen ist; heutzutage oft erst nach einem halben Jahr, früher schon nach drei bis vier Wochen. Die Männer in der Stube fragen den Bauern:

"Bauer, mechst koan Habern hergebn, mia möchtn oan kaffn ...!"
("Bauer, möchtest du keinen Hafer hergeben, wir möchten einen kaufen ...!")

"Brechlerin" beim Einläuten

Bei dem anschließenden Zwiegespräch kommt es darauf an, dass sich der Bauer nicht verspricht. Er darf niemals "Ja" sagen! Verredet er sich ab- oder unabsichtlich, ist damit das Zeichen für das Einläuten gegeben. Die Habernkaffer gehen wieder zu den übrigen Burschen ins Freie und sagen ihren Vers. Daraufhin folgt der Umgang um das ganze Haus. Bei der Geburt eines Buben geht der "Schnalzer" voran, bei einem Mädchen steht die Brechlerin in Bereitschaft. Sie wartet vor dem Haus und brechelt dabei fleißig.
Der Zug geht dreimal den gleichen Weg. Vor dem ersten Mal ruft einer der Habernkaffer aus: "Der Kindsvater lebe hoch!" Nach dem zweiten Umgang lassen sie die Kindsmutter hochleben, beim dritten das Kind.
Das Abläuten (O-Läuten) war ebenfalls ein alter Brauch, der aber ganz aufhörte, weil es häufig zu großen Raufereien kam. Nach dem Einläuten, wenn die Leute sich alle in der Stube befanden, kamen oft Burschen von weit her - solche, die nicht eingeladen waren. Sie gönnten den Einläutern nicht den versprochenen Wein, machten mit Kuhschellen einen betäubenden Lärm und enthoben damit den Kindsvater seines gegebenen Versprechens. Wurde man drinnen auf ihr Tun aufmerksam, war es höchste Zeit für die "Ausläuter", rasch zu verschwinden, sonst war eine Rauferei unvermeidlich.

Aus den Zeitungen von 1895 ist uns ein tragischer Zwischenfall überliefert, bei dem es zu einem tödlichen Ausgang in der Auseinandersetzung zwischen Ein- und Ausläutern am Buchberg gekommen war. Der Altvorsteher der Gemeinde Michael Ritzer erhielt mit einem Stock Schläge auf den Kopf. Er ging anschließend nach Mühltal zum Grafenwirt ein Bier trinken, kam nach Hause und verstarb plötzlich an der erlittenen Verletzung. Auch der Madlerbauer erhielt mit der Zaunlatte einen Hieb über den Kopf - die Narbe behielt er sein Leben lang. Der 25-jährige Matthäus Pfaffinger, welcher den tödlichen Schlag setzte, wurde zu 15 Monaten schweren Kerkers und zur Zahlung von 500 Gulden an die Witwe des Getöteten verurteilt.