Musikschule
Die Musikschule Kufstein feiert im Schuljahr 2002/2003 ihr 100-jähriges Bestehen und gleichzeitig das zehnte Jahr als Landesmusikschule "Kufstein und Umgebung" (Schwoich, Thiersee, Langkampfen). Sie ist die zweitälteste Institution dieser Art in Tirol.
Bereits seit dem Jahr 1837 gab es in Kufstein Bestrebungen eine Musikschule zu gründen, man erhielt aber keine Genehmigung. 1846 schließlich gründete Chorregent Mathias Pernsteiner (1795-1851) die erste Musikschule mit den Fächern Gesang, Violine und Klavier. Für den Musikunterricht armer Schüler erhielt er ein jährliches Gehalt von 15 Gulden (rund 176 Euro). Nach seinem Tod folgte ihm sein Chorgehilfe, der Lehrer Johann Obersteiner. Beide zählten damals zu den markantesten Erscheinungen im kirchenmusikalischen Leben. Pernsteiner wurde bekannt durch sein Oratorium Auf den Tod Jesu, das im Jahr 1830 in Kufstein entstand und in der Pfarrkirche St. Vitus uraufgeführt wurde. Als Komponist hinterließ er über 270 Werke!
1898 wurde Ludwig Muther, der auch die Proben der städtischen Musikkapelle leitete, eingestellt. Ihm folgte schon im November des Jahres der gebürtige Augsburger Friedrich Seitz, der gleichzeitig Dirigent des Kirchenchores und Chormeister der Liedertafel Kufstein war. Bisher erteilten Musikschulen Instrumentalunterricht ergänzend für diejenigen Schüler, die sich als besonders begabt erwiesen. Der musikbegeisterte Bürgermeister Dr. Josef Praxmarer stellte 1903 schließlich einen Antrag zur Einrichtung einer Schule, die "musikbegabten Schülern in- und außerhalb der Volksschuljahre eine gründliche theoretische musikalische Ausbildung" ermöglichte. Sie sollte unabhängig von der Volksschule geführt werden und die Kurse am Abend anbieten, um jedermann den Besuch zu ermöglichen. Ein besonderes Anliegen war es, "das sehr darniederliegende musikalische Leben in Kufstein zu fördern und zu heben". Im ersten Schuljahr besuchten schon an die 150 Schüler die Musikschule. Unterrichtet wurden wie in den Anfängen die Fächer Gesang, Klavier und Geige.
Zunächst wurde der Unterricht unentgeltlich abgehalten, seit 1904 betrug die Einschreibgebühr eine Krone (rund 4,6 Euro). Doch behielt sich die Gemeinde vor, bei mittellosen Schülern und bei nachgewiesener Befähigung das Schulgeld zur Hälfte oder Gänze nachzulassen. Bis 1910 war Direktor Seitz alleine für den Unterricht zuständig! Die stetig wachsende Schülerzahl erforderte die Einstellung einer Hilfskraft, die in der Person der Klavierlehrerin Käthe Höfel, der späteren Frau von Seitz, gefunden wurde.
1913 beim 10-Jahr-Jubiläum konnte bereits der Erfolg des Unternehmens gefeiert werden, "denn die Freude zur Musik hat in Kufstein wieder in erfreulicher Weise zugenommen." Gespielt wurden zu diesem Anlass z.B. "Das große Halleluja" für Streichorchester, zwei Trompeten, Pauken und Klavier von Georg Friedrich Händel, der vierstimmige "Traum Chor" von Seitz, die Ouverture zu "Don Juan" von Wolfgang A. Mozart, das Gebet aus dem "Freischütz" von Carl M. von Weber und abschließend die "Hymne an die Nacht" von Ludwig van Beethoven. Einzelne Schüler taten sich dabei als Solisten hervor.
Nachdem Seitz 1915 nach Dillingen berufen worden war, trat Karl Ferdinand Rohrbeck, Kapellmeister in Pressburg, seine Nachfolge an. Er entstammte einer alten Wiener Künstlerfamilie und studierte Klavier, Violine, Gesang, Orgel und Komposition in Wien und Pressburg. In Kufstein übernahm er die Fächer Klavier und Sologesang. Während des Ersten Weltkrieges hatte der damalige Pfarrchordirektor Alfons Warscher die Stelle inne.
Seit 1921 war Franz B. Kirchmair Direktor. Er wurde 1891 in Meran geboren und studierte in Bozen, Wien und Salzburg. Er war entscheidender Mitbegründer der Heldenorgel und erster Organist derselben. Kirchmair lebte für die Musik: Er arbeitete für den Kirchenchor, die Liedertafel, für den Orchesterverein und die Kammermusik. Als Komponist schuf er Werke für Orgel und Kirchenmusik. Mit 1. April 1938 übernahm Fritz Bachler die Leitung des Hauses. 1939 hatte Bürgermeister Schierl eine Konzertreihe ins Leben gerufen und Bachler als Musikbeauftragten ernannt.
1941 besuchten schon 331 Schüler die Musikschule.
Nach dem Krieg wurde Max Greiderer Musikschuldirektor. Infolge des Krieges kam diese Übernahme fast einer Neuaufrichtung gleich. Die meisten Schüler waren Kufsteiner, doch war in den Bläserklassen auch eine Anzahl Auswärtiger zu finden, meist Angehörige von Musikkapellen. Im Unterrichtsplan waren Klavier, Violine, Violoncello, Holz- und Blechblasinstrumente, Zither, Gitarre, Mandoline sowie Gesang und Musiktheorie vertreten. 1960 fanden erstmalig Dirigenten- und Bläserschulungen in Form von Abendkursen statt. Beim Jahresschlusskonzert würdigte man die Verdienste der Musikschule, die "Gewähr für die musikalische Jugenderziehung im besten Sinn" biete und zwar "unbeeinflusst von dem modernen Firlefanz, der sich heute auch Musik' nennen darf"!
Von 1964 bis 1982 leitete Josef Schweiger die Musikschule. Er studierte am Mozarteum in Salzburg Klarinette und Violine. Während seiner Tätigkeit stieg die Schülerzahl auf 420, weshalb nun der Gruppenunterricht eingeführt werden musste. Eine wichtige Initiative in seiner Amtsperiode war 1969 aus Mangel an Nachwuchs die Gründung einer Jugendkapelle, die bis heute Bestand hat. Es begann eine Zeit der intensiven Ausbildung von Jungmusikern, Instruktoren und Kapellmeistern. Schweiger war 35 Jahre Mitglied der Stadtmusikkapelle Kufstein und bekleidete von 1953 bis 1972 das Amt des Kapellmeisters. 1985 erhielt er das Ehrenzeichen für Kunst und Kultur der Stadt Kufstein.
Von 1983 bis 2005 leitete Hermann Wurnig die Musikschule. Den ersten Musikunterricht erhielt er in den Fächern Akkordeon und Klarinette an der städtischen Musikschule Kufstein. Mit 15 Jahren trat er 1958 in die Stadtmusikkapelle ein. 1967 begann er seine Tätigkeit als Lehrer der Musikschule und gleichzeitig sein Studium mit Hauptfach Klarinette am Innsbrucker Konservatorium. Von 1972 bis 1992 war er Kapellmeister der Stadtmusikkapelle Kufstein und 1975 bis 1986 Bezirkskapellmeister des Unterinntaler Musikbundes, Bezirk Kufstein. 1975 nahm er das Musikstudium am Konservatorium im Fach Blockflöte auf. Von 1985 bis 2001 war er Landesjugendreferent des Tiroler Blasmusikverbandes. Im gleichen Jahr legte er auch seine siebenjährige Funktion als Kapellmeister der Postmusik nieder. Vom Land Tirol erhielt er die Verdienstmedaille und das Verdienstkreuz, von der Stadt Kufstein das Ehrenzeichen für Kunst und Kultur und vom Landesverband der Tiroler Blasmusikkapellen das goldene Verdienstzeichen sowie den Ehrenring.
Mit der Umstrukturierung als "Landesmusikschule Kufstein und Umgebung" 1993 konnte der Schulbetrieb von 14 auf 26 Lehrkräfte erweitert werden, die Schülerzahl stieg von 420 auf 719. Eine der wichtigsten Aufgaben von Direktor Wurnig war die Umsetzung des Musikschulgesetzes und des Statuts im Hinblick auf Dienstposten und Schülerzahl pro Lehrer. In seiner Amtszeit wurden mehr öffentliche Vortragsabende abgehalten und die Konzerte in den Mitgliedsgemeinden eingeführt.
Seit Juni 2005 ist Günther Klausner Musikschulleiter.
Heute ist die Landesmusikschule Kufstein mit 26 Lehrpersonen und über 700 Schülern eine der bedeutendsten Schulen des Landes. Das Fächerangebot reicht von der musikalischen Früherziehung im Rahmen der Kindersingschule und des rhythmischen Tanzes über den Instrumentalunterricht auf fast 30 verschiedenen Instrumenten (Holz- und Blechblasinstrumente, Tasteninstrumente, Streichinstrumente, Zupf- und Schlaginstrumente) bis hin zu Gesang und den sogenannten Ergänzungsfächern wie Spielkreise, Orchester und Kammermusik.
Landesmusikschule Kufstein und Umgebung
Kienbergstrasse 3
A-6330 Kufstein
Tel.: 0043-05372-602-175
e-mail: Landesmusikschule Kufstein und Umgebung
www.musikschulwerk.at