Bundesmusikkapelle

"Mairhofner" Musikkapelle zu Beginn des 19. Jahrhunderts

Die Blasmusik kann in Mayrhofen auf eine sehr bewegte Vergangenheit zurückblicken. Die Gründung der Kapelle dürfte im Jahr 1823 erfolgt sein.
Den ersten schriftlichen Nachweis einer Blaskapelle finden wir in einer Wanderbeschreibung des Professors Dr. Anton von Ruthner, der 1842 in seinem Buch Berge und Gletscher - Reisen in den österreichischen Hochalpen eine Musikbande erwähnt, die in Mayrhofen nach einer Prozession am Nachmittag vor den Gasthäusern einige Stücke spielte.
Während im 19. Jahrhundert üblicherweise die Gründung oder der Ausbau der zivilen Blaskapellen von ehemaligen Militärmusikern vorgenommen wurde, übernahm in Mayrhofen diese Rolle ein Geistlicher.
Kooperator Sebastian Bletzacher ist der erste namentlich genannte Kapellmeister in Mayrhofen. Er hat von 1866 bis 1870 den Verein geleitet.
Eine sehr fruchtbringende Ära für die Musikkapelle ergab sich aus der Zusammenarbeit mit zwei bedeutenden Lehrerpersönlichkeiten, die beide in Mayrhofen als Schulleiter tätig waren: Alois Bartl (Kpm. von 1890-1901) und Johann Oberforcher (Kpm. von 1902-1930). Ein besonderer Höhepunkt im Wirken Oberforchers war die Tiroler Jahrhundertfeier 1909 in Innsbruck, woran sich auch das Zillertaler Schützenregiment beteiligte. Die Bataillonsmusik des III. Bataillons, die sich aus 28 Mann der Hippacher und 22 Mann der Mayrhofner Kapelle sowie zwei Marketenderinnen zusammensetzte, wurde von Kapellmeister Oberforcher geführt. Große Verdienste als Instruktor des Bläsernachwuchses erwarb sich der folgende Kapellmeister Benno Falterbauer, der bis 1950 diese Stellung innehatte.
In der langen, bewegten Vereinsgeschichte der Bundesmusikkapelle erstrahlt eine Persönlichkeit in besonders hellem Glanz, nämlich Ehrenkapellmeister Hans Tramnitz, der ab 1952 für 31 Jahre die Kapelle mit großer fachlicher Kompetenz und Einsatzfreude leitete. Der gebürtige Kärntner begann bereits mit acht Jahren seine musikalische Ausbildung im Konservatorium in Klagenfurt. 1983 übernahm sein Stellvertreter Walter Saurwein die Funktion des Kapellmeisters. Er gründete außerdem - größtenteils aus Musikanten der Musikkapelle - die Mayrhofner Spitzbuam, eine Unterhaltungsmusik im Stil Gottlieb Weißbachers, der für diese Tanzmusik sogar einige Stücke komponierte. Seit 1990 leitet dessen Sohn Christian Saurwein die Geschicke der Kapelle. Unter seiner fachkundigen Stabführung erlebte sie einen musikalischen Höhenflug und ist heute in der Lage, Stücke von höchstem Schwierigkeitsgrad zu spielen.

Kapellmeister Christian Saurwein

Im Jubiläumsjahr 1998 (175 Jahre BMK Mayrhofen) verfügte die Kapelle über 59 aktive Mitglieder, darunter 16 Frauen.
Jährlich stehen seit 1990 circa 20 Musikantinnen und Musikanten in Aus- und Weiterbildung

Benno Falterbauer, August Knauer und Hermann Strobl

Von einer reinen Blechmusik zu einer zeitgemäßen Harmoniebesetzung

Die BMK Mayrhofen musste lange ohne Holzbläser auskommen, denn erst um 1918 wurde für eine circa 25 Mann starke Kapelle eine einzige Klarinette eingesetzt! Bei den Blechblasinstrumenten wurden Flügelhorn, Tenorhorn, Euphonium, Trompete, Althorn und Basstuba in hoher Stimmung verwendet. Das Schlagzeugregister bestand nur aus einer Kleinen und Großen Trommel sowie den Tschinellen. Sämtliche andere Schlaginstrumente fehlten. Erst im Jahr 1962 wurde die Kapelle mit Instrumenten in Normalstimmung ausgerüstet, die nun einen halben Ton tiefer als die bisher übliche war. Anlässlich eines Platzkonzertes am Pfingstmontag 1962 stellte sich die Musikkapelle mit den neuen Instrumenten der Öffentlichkeit vor und laut einem Bericht der Zillertaler Heimatstimme hatten diese Instrumente "eine angenehme Klangfarbe".
Mit einer fortschrittlichen Erweiterung der instrumentalen Besetzung wurde ab 1990 begonnen. So verfügt die Kapelle heute durch Hinzunahme zweier Piccolo-Flöten, einer Oboe, einer Bassklarinette, eines kompletten Saxophonsatzes, eines Glockenspiels und zweier Pedalpauken sowie der Umstellung der Ventil- auf Zugposaunen und der Es- auf F-Hörner über wesentlich variantenreichere klangliche Möglichkeiten als noch vor wenigen Jahren.

Abschließend verdient noch eine interessante Mayrhofner Besonderheit erwähnt zu werden. In der Zeit von 1911 bis 1914 hat der Tischlermeister August Knauer, der 1898 aus dem Sudetenland zugewandert ist, zehn Instrumente aus Holz gebaut. Diese sind aber nicht den Holzblasinstrumenten zuzuordnen, da sie mit einem Mundstück eines Blechblasinstrumentes gespielt worden sind. Beim ersten Auftreten der originellen Holzmusikkapelle waren die Zuhörer begeistert und überrascht, dass diesen Instrumenten so reine und klangvolle Töne entlockt werden konnten. Der Respekt vor dem Bauer war kein geringer. Die Instrumente sind noch zum Teil im Besitz seiner Söhne, doch leider nicht mehr spielbar.

Cäcilia-Feier 1995 in der Pfarrkirche Mayrhofen

Von Festen und Feiern

Kirchlichen und weltlichen Feierlichkeiten besondere Festlichkeit zu verleihen, das ist wohl eine der befriedigensten Aufgaben, die jede Kapelle in ihrem Heimatort zu erfüllen weiß.
Während im 19. Jahrhundert die "Musikbande" fast ausschließlich für diesen Zweck herangezogen wurde, stellte man um 1900 mit dem Aufkommen des Fremdenverkehrs weitere sehr zeitintensive Anforderungen an unseren Verein. Damals entstanden die ersten Waldfeste. Platzkonzerte und Zillertaler Liederabende mit den Nationalsängern und Latterern (Schuhplattlern) wurden zu einer willkommenen Bereicherung des Urlaubsprogrammes unzähliger Bergsteiger und Gäste.

Ab 1965 wurden die Brauchtumsveranstaltungen durch "Heimatabende" am Josef-Riedl-Platz ersetzt und vom rührigen Gemeindeamtsleiter Jakob Kröll aufwendig inszeniert. Diese "Heimatabende" lockten Tausende begeisterte Zuhörer an, sodass man den Aufführungsort aus Platzgründen verlegen musste.
Anfang der 1950er-Jahre wurde drei Sommersaisonen lang jeden Sonntag der Sonderzug eines großen Reiseveranstalters am Bahnhof empfangen.
Neben diesen Aktivitäten veranstaltete die Musikkapelle auch jährlich zwei Sommernachtsfeste als Freiluftaufführung am Waldfestplatz.
Ein gewagter, aber überaus erfolgreicher Schritt war das Ausrichten des ersten Zeltfestes im Zillertal im Jahr 1968.
Laut Chronik waren bis 1972 die Cäcilienbälle sehr beliebte und feierliche Ereignisse. Ball-Veranstaltungen unter Mitwirkung der Musikkapelle gibt es erst wieder seit der Einführung des Zillertal-Balles 1994, der heute gemeinsam mit der Schützenkompanie und dem Europahaus durchgeführt wird.
Veranstaltungen auf Bezirksebene haben in Mayrhofen eine lange Tradition. Bereits 1953 übernahm die Kapelle erstmals die Ausrichtung des Bezirksmusikfestes.
Seit 1972 finden in der Sommersaison beim neu erbauten Musikpavillon vor durchschnittlich mehr als tausend Zuhörern wöchentlich die beliebten Platzkonzerte statt. Schon früher wurden bei diesen Konzerten teilweise sehr schwierige Musikstücke von den Musikanten dargeboten. So spielte man etwa 1953 die anspruchsvolle Ouverture Dichter und Bauer von Franz von Suppé oder Franz Lehárs einfühlsamen Walzer Gold und Silber.
Um für die Vielzahl an Konzerten gerüstet zu sein, befand sich in der Notenmappe nicht selten ein Repertoire von mehr als 60 Stücken.
Die Frühjahrskonzerte - musikalischer Höhepunkt der meisten Kapellen im ganzen Land - wurden in Mayrhofen seit 1962 durchgeführt: zuerst im Café Dengg, dann im Gasthof Brücke und im Hotel Neuhaus. 1987 wechselte man in das Europahaus, wobei als Höhepunkt das Studio-Live-Konzert vom 10. Juni 1995 im überfüllten Saal Europa erwähnt werden darf, das von Radio Tirol ausgestrahlt wurde. Darüber hinaus ist in den letzten Jahren vermehrt auch der Kirchenraum als Aufführungsort prächtiger sakraler Kompositionen entdeckt worden, um zur Ehre Gottes und Freude der Menschen zu musizieren.

Zuletzt seien noch die Aktivitäten der Kapelle bei Faschingsumzügen und anderen gesellschaftlichen Veranstaltungen, die vor allem der Kameradschaft dienen, erwähnt.

Die Anforderungen an alle Vereinsmitglieder waren in Mayrhofen immer sehr groß. Dies wird durch die Tatsache belegt, dass man 1949/50 bereits 37 Proben und 52 Ausrückungen verzeichnete. Nur zehn Jahre später stieg die Zahl der Einsätze auf 126. Neben den Proben und zehn kirchlichen Ausrückungen gab es 23 Konzerte und 29 Liederabende. Die BMK Mayrhofen ist heute mit jährlichen 120 bis 140 Einsätzen für Gemeinde, Tourismusverband und andere Vereine eine der vielbeschäftigsten Musikkapellen Tirols.

Nationalsänger 1957 in Bad Homburg

Herausragende Erfolge der BMK Mayrhofen

Ein Markstein in der Geschichte des Vereins war die Teilnahme am Blasmusik-Wettbewerb des Landesverbandes Tirol am 19. April 1997 in Jenbach. 60 Kapellen aus dem In- und Ausland traten zum musikalischen Wettstreit an. Dabei überzeugte die Wertungsrichter neben dem überaus schwierigen Pflichtstück Iliana, einem Konzertwalzer von Karl Horst Wichmann, vor allem das selbstgewählte Stück Tantalusqualen, eine Ouverture von Franz von Suppé, mit der die BMK Mayrhofen eine der höchsten Bewertungen des gesamten Wettbewerbs gelang.

Konzertreisen, Werbefahrten und Kameradschaftsausflüge

Die BMK Mayrhofen galt besonders in den früheren Jahren als äußerst reisefreudig. Diese zum Teil zweiwöchigen Unternehmungen hatten meistens den Zweck, Mayrhofen als attraktiven Urlaubsort in anderen Ländern bekannt zu machen und geschahen fast immer im Auftrag des örtlichen Tourismusverbandes.
Die erste Fahrt, die in der Chronik erwähnt wird, ist die Teilnahme an der Jahrhundertfeier in Innsbruck im Jahre 1896. Bereits 1927 erfolgte die erste große Auslandswerbefahrt nach Leipzig. Seit 1957 wurden einige Ausflüge nach Bad Homburg durchgeführt, um die Kontakte mit dieser europäischen Partnerstadt zu vertiefen. Stürmische Begeisterung lösten damals beim Laternenfest die Musikkapelle mit ihren Schuhplattlern sowie den Nationalsängern aus, welche die Musikkapelle begleiteten.

Höhepunkte waren die Werbefahrten nach Hamburg 1958 sowie eine mehrtägige Flugreise nach Berlin im Jahre 1966. Nach der einwöchigen Werbetour in Deutschland 1973 wurden diese Fahrten seltener und die Reisen wandelten sich mehr zu kameradschaftlichen Ausflügen.

Kontakt:
Bundesmusikkapelle Mayrhofen
Obmann Helmut Tramnitz
A-6290 Mayrhofen