Kirchenchor
In einigen Orten Südtirols hat sich die Tradition der "Kirchensinger" bis in die Gegenwart erhalten. Die Kirchensinger, die einst in vielen Gemeinden Tirols für das musikalische Gotteslob zuständig waren, entstammten zumeist einer musikalischen Bauernfamilie, die ihr Amt jeweils an ihre Nachkommen weitergab. Die Texte der Lieder für verschiedenste Anlässe des Kirchenjahres trugen schreibkundige Sänger in eigene "Liederbücher" ein, während die Melodien und die zum Teil eigenwilligen Formen der Mehrstimmigkeit von Generation zu Generation mündlich überliefert wurden. Gegenwärtig ist diese ohnehin schon äußerst seltene Art des Singens vom Aussterben bedroht.
Als eine der wenigen Enklaven, in der sich bäuerlicher Kirchengesang ungebrochen überliefern konnte, erweist sich Mühlbach im Tauferertal. Der Chor besteht im Allgemeinen aus zwei Frauen- und drei Männerstimmen:
Sopran = "Vorstimm"
Alt = "Sekund"
Tenor = "Gråder"
Bariton = "Tiefer Sekund"
Bass
Die Melodien der etwa 300 in zwei Handschriften erhaltenen Liedtexte sind den der Notenschrift unkundigen Sängern weitgehend geläufig, obwohl mittlerweile das alte gebrauchsfähige Liedrepertoire durch kirchliche Anordnung stark eingeschränkt wurde.
Im Jahre 1986 wurde das gesamte Repertoire der Mühlbacher Kirchensinger von Manfred Schneider auf Tonband festgehalten (Tiroler Volksliedarchiv, 1986/87).
In Zusammenarbeit mit dem ORF/Landesstudio Tirol sind 1990 Aufnahmen gemacht worden, die in Form einer CD veröffentlicht vorliegen (Institut für Tiroler Musikforschung, 1991).
Heute singt der Chor unter der Leitung von Johann Niederbacher in folgender Besetzung:
Alt - Rosa Forer geb. Niederbacher, Angelika Niederbacher
Sopran - Elisabeth Wolfsgruber geb. Lahner, Christine Niederbacher
Tenor - Johann Niederbacher
"Tiefer Sekund" - Anton Wolfsgruber
Zur Zeit muss der Chor ohne Bass auskommen.
Gesungen werden fast jeden Sonntag zumeist fünf Lieder in der Kirche von Mühlbach, teilweise auch in jener von Gais.
Kontakt:
Johann Niederbacher
Oberbach Nr. 9
Mühlbach/Gais