Musikkapelle
Die älteste Musikkapelle des Burggrafenamtes (seit 1818)
Die Gründung der Blasmusikkapelle geht auf das frühe 19. Jahrhundert zurück. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es bei den Blechbläsern, vor allem bei Trompete und Horn, lediglich Naturtoninstrumente, die nur Berufsmusiker bewältigen konnten. Bald nach der Erfindung des Ventilsystems durch Heinrich Stölzel (1813), ist in Partschins ein Mann in Erscheinung getreten, der in den folgenden Jahrzehnten für das musikalische Leben in der Gemeinde von größter Bedeutung war: Franz Ferdinand Ritter von und zu Goldegg (1798-1874). Mit großem ideellen und finanziellen Einsatz realisierte Goldegg den Wunsch der Partschinser, für die Fronleichnamsprozession eine bessere Begleitmusik zu organisieren. Er kaufte für den 1707 gegründeten Kirchenchor und die Musikkapelle sämtliche Instrumente und Notenliteratur. 1818 schließlich wurde die "Prozession zu Corpus Domini von einer 15-köpfigen Blaskapelle begleitet". Somit kann dieses Jahr als das Gründungsjahr der Partschinser Kapelle angesehen werden.
Auf Kosten von Goldegg wurde 1822/23 der Orgelchor errichtet. Außerdem verpflichtete er namhafte Musiklehrer und Komponisten, denen er außer einem reichlichen Jahresgehalt freie Wohnung und Verpflegung im Schloss Spauregg bot. Seinem Mäzenatentum ist es zu verdanken, dass die Musikkapelle von Partschins die älteste des Burggrafenamtes ist!
Die Kapelle muss bald ein relativ hohes Niveau erreicht haben, denn bereits 1820 gestaltete sie den musikalischen Empfang der Erzherzogin Maria Luise von Österreich in Meran.
Ihr guter Ruf (" langjähriges Vorbild für alle anderen ") spornte auch andere Orte zur Gründung von Kapellen an, etwa Algund oder Schenna. Die Chronik von Algund enthält folgende Eintragung: "Es soll daran erinnert werden, dass die Partschinser Musikkapelle zu Lebzeiten Peter Mitterhofers, des Erfinders der Schreibmaschine, zu den besten der Umgebung zählte."
Der bekannteste Kapellmeister war der zu jener Zeit berühmte Komponist Matthäus Nagiller (1815-1879), der u.a. am Pariser Konservatorium unterrichtete und Musikdirektor in Innsbruck war. Auch Franz Schöpf, Pfarrorganist in Bozen, zählt zu den bedeutenden Persönlichkeiten, die der Kapelle vorstanden. Seine Werke werden noch von vielen (ländlichen) Kirchenchören aufgeführt. Schöpfs Prozessionsgesänge singt der Kirchenchor von Partschins bis heute bei der Fronleichnamsprozession mit Begleitung der Kapelle. Der Partschinser Musikkapelle widmete Schöpf die "Jubel Ouverture"!
Der einzige nachweislich aus Partschins stammende Kapellmeister des 19. Jahrhunderts war Matthias Plangger.
In seinen Aufzeichnungen Drei Sommer in Tirol schildert Ludwig Steub die Ankunft Erzherzog Johanns, des "Hausfreunds von Tirol", 1845 im Burggrafenamt: "Die Partschinser und Algunder machten neben der Triumphsäule auf dem Sande [Sandplatz Meran] Parade "
Der Heimatforscher Karl Wolf beschreibt in seiner Geschichte der Meraner Bürgerkapelle die Zusammenkunft diverser Kompanien und Schützen im Jahr 1848. Unter anderem heißt es dort: "Ganz besondere Aufmerksamkeit erregten die Schützen von Partschins mit ihrer Musik unter dem Kapellmeister Plangger. Die Schuljugend hatte ihre helle Freude daran, denn die Musik war eine sogenannte "türkische" mit Schlagwerk und dem schon längst verschwundenen Schellenbaum. Den damaligen Bürgermeister von Meran, Valentin Haller, ärgerte eigentlich das Aufsehen, welches die Bauern von Partschins mit ihrer Musik machten, und er beorderte die Meraner Kapelle aufzuspielen. Diese jedoch entschuldigte sich mit dem Grund, "sie hätten einen zu kurzen Atem"!
Mit dem Tod von Goldegg 1874 ging es mit der Musikkapelle Partschins rasch abwärts. Laut Schulchronik war sie in der Folgezeit nur mehr auf sich selbst angewiesen. Sie erhielt zwar aus der Gemeindekasse jährlich 70 bis 80 Gulden, dies aber oft nur ungern. Es kam zum Verfall und zur teilweisen Auflösung (etwa 1884). Wörtlich heißt es: "Die Gemeinde weinte der Musikkapelle keine Träne nach weil eine Körperschaft ohne Disziplin ein Unding ist und nur zu Ausschreitungen Anlaß gibt."
Fast 20 Jahre blieb es still um die Partschinser Musikkapelle.
Erst 1904 begann Pius Prantl mit großem Eifer den Wiederaufbau der Kapelle. Prantl arbeitete vorher im Bergwerk von Schneeberg im Passeier und gehörte dort als erster Flügelhornist der Knappenkapelle an, welche damals als die beste des Landes galt. 1906 übernahm der Tilliacher Thomas Ebner die weitere Ausbildung und Führung der Dorfkapelle. Bereits im gleichen Jahr gab es 12 neue Eintritte. Vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs waren es 26 aktive Mitglieder. Damals entstand die sogenannte Feuerwehrmusik: Ein Musikant musste gleichzeitig auch Feuerwehrmann sein mit allen Rechten und Pflichten. Bei Veranstaltungen der Feuerwehr trugen die Musikanten beim Musizieren die Feuerwehr-Uniform, ansonsten die Tracht. Dies war bis 1925 üblich.
1915 kam es zur Auflösung der Kapelle. Auch der damalige Kapellmeister Benedikt Burger sen., der seit 1910 dieses Amt innehatte, musste als Standschützen-Leutnant an die Dolomitenfront.
Nach der Waffenniederlegung begann man sofort mit beispiellosem Eifer, die Dorfmusik wieder ins Leben zu rufen.
Von 1919 bis 1922 übernahm Karl Strimmer die Stabführung, dann löste ihn wieder Benedikt Burger ab, der der Kapelle noch bis 1945 mit Rat und Tat zur Seite stand. Bis in die 1960er-Jahre leitete er gemeinsam mit seinem Enkel Benedikt Burger jun. den Kirchenchor.
Eine bedeutende Leistungssteigerung erzielte die Kapelle unter Johann Gamper, einem Fotographen, der gegen Bezahlung die Führung übernahm. Wegen seiner Strenge und Genauigkeit war er vor allem bei der Jugend gefürchtet.
Eine neue Glanzzeit erlebte die Partschinser Musikkapelle unter dem 1933 gewählten und 32 Jahre amtierenden Kapellmeister Anton Schönweger, Bauer vom Grasweghof in Vertigen. Sie avancierte neuerlich zu einer der Spitzenkapellen des Burggrafenamts. Am meisten Zeit verbrachte Schönweger wohl mit Notenschreiben. Ab vier Uhr früh saß er im Winter oft schon in der Stube beim warmen Ofen und schrieb mit seinen klobigen Bauernhänden Notenstimmen so exakt und übersichtlich, dass diese besser zu lesen waren als die gedruckten. So manche Partitur wurde ein Kunstwerk.
Während des Faschismus durfte zeitweise außer bei Prozessionen fast nur mehr an Nationalfeiertagen und bei faschistischen Veranstaltungen ausgerückt werden, da man in den Musikkapellen nicht unbegründet eine der Säulen Südtiroler Brauchtums sah. Ab 1934 wurde das Tragen der Bauerntracht verboten. Die letzte Ausrückung erfolgte im selben Jahr anlässlich des Meraner Herbstfestes. Die Auflösung folgte 1935. Die Instrumente samt Notenmaterial wurden der Kirche verkauft. Man befürchtete nämlich deren Sequestrierung seitens der wegen der Auflösung verärgerten faschistischen Funktionäre.
Im Juni 1937 fand nach 18-monatiger Unterbrechung am Fronleichnamstag wieder die erste Ausrückung mit Platzkonzert statt. Noch im selben Jahr wurde unter anderem verordnet, dass die Musikkapelle Mitglied des Dopolavoro und der Obmann faschistisches Parteimitglied sein musste.
Das Optionsabkommen 1939 brachte kleine Lockerungen der faschistisch-diktatorischen Methoden. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ließ jedoch keine kontinuierliche Tätigkeit mehr zu. Nach dem Krieg begann man sofort wieder mit dem Aufbau uns so konnte die Kapelle bald wieder einen Mitgliederstand von Mitte vierzig Mann erreichen und unter Kapellmeister Schönweger neuerdings beachtliche Erfolge verbuchen.
Im Laufe der Zeit gab es immer mehr Angebote zu Ausflügen in alle Landesteile. Den Höhepunkt bildete 1951 die dreitägige erste Auslandsfahrt nach Aldrans bei Innsbruck. Das Besondere der Reise bestand auch darin, dass es die erste mit einem Omnibus war.
In die Nachkriegszeit fiel die Einführung der tiefen Stimmung (Gemeindebeschluss 1954). Die erste Ausrückung mit den neuen Instrumenten erfolgte 1956 bei der Josefi-Prozession mit anschließendem Platzkonzert.
Im August 1968 beging die Musikkapelle Partschins ihr 150-jähriges Bestandsjubiläum. Im Rahmen der zweitägigen Feierlichkeiten bekam die Kapelle auch ihre erste Vereinsfahne, die das Goldeggsche Wappen ziert.
Diese Initiative ist hauptsächlich Obmann Luis Götsch zu verdanken. An dieser Stelle sei erwähnt, dass erst seit der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg die beiden Stellen Obmann und Kapellmeister nachweislich von zwei verschiedenen Personen besetzt waren. Zuvor scheint die mühe- und verantwortungsvolle Aufgabe eines Obmannes mit dem Kapellmeisteramt vereint gewesen zu sein.
Seit 1978 hat die 45 Mann starke Kapelle erstmals eine Musikantin in ihren Reihen.
Die Musikkapelle Partschins nahm immer wieder an Wertungsspielen teil.
Das erste und wahrscheinlich einzige des 19. Jahrhunderts fand offenbar 1867 unter Kapellmeister Schöpf statt. Im 20. Jahrhundert hat die Kapelle spätestens seit 1929 an Wertungsspielen teilgenommen. Den größten Triumph erzielte sie 1958 in Krems an der Donau: Ein 1. Rang mit Auszeichnung mit der höchstmöglichen Punktezahl in der Kunststufe.
Die Musikkapelle aktuell
Derzeitig ist Michael Pircher Kapellmeister der Musikkapelle Partschins. Er ist selbst Bürger der Gemeinde Partschins und aus den Reihen der Musikkapelle Partschins hervorgegangen. Seit nunmehr zehn Jahren steht die Kapelle unter seiner musikalischen Führung. Sein Beruf ist Musiklehrer und Landwirt. Obmann ist Albert Zerzer, welcher seit 13 Jahren dieses Amt bekleidet. Er spielt im Schlagzeugregister.
Die Musikkapelle hat im Tätigkeitsjahr ca. 30 Auftritte verschiedener Art in und außerhalb der Gemeinde Partschins.
Die Mitgliederzahl beläuft sich gegenwärtig auf 60 Personen, davon elf Musikantinnen und 49 Musikanten.
Das Repertoire ist sehr umfangreich und erstreckt sich von volkstümlichen Weisen, traditioneller Marschmusik sowie klassischen Kompositionen und zeitgenössischer Blasmusik bis zu moderner Unterhaltungsmusik.
Albert Zerzer, Obmann
Kontaktadresse:
Musikkapelle Partschins
Spaureggstraße 3
I-39020 Partschins
Albert Zerzer (Obmann): Tel. 0039-388-7680868