Musikkapelle

Im Jahre 1827 wurde die Musikkapelle Pfalzen vom damaligen Schulleiter Peter Niederwanger gegründet. Fast 30 Jahre lang, bis 1856, hatte er die musikalische Leitung inne. Auch in der Folge waren es immer wieder Lehrer, die ihr Können in den Dienst der Kapelle stellten: In den 176 Jahren des Bestandes schwangen 150 Jahre lang Lehrer den Taktstock!
Wohl schon um etwa 1875 entstand das erste überlieferte Gruppenfoto.

Es zeigt 14 Musikanten mit dem Kapellmeister in Feiertagsanzügen und mit geschmückten Hüten.
Um die Jahrhundertwende zählte die Kapelle bereits 24 Mann. 1901 wurde sie unter dem Kapellmeister Wilhelm Mazzagg als "Feuerwehrkapelle" in die neu gegründete Feuerwehr übernommen. Mazzagg gilt als Gründer der Feuerwehr von Pfalzen. Die Musikanten trugen nun Feuerwehruniformen.
Die Teilnahme an der Andreas Hofer-Hundertjahrfeier 1909 in Innsbruck bedeutete wohl die erste größere Fahrt für die Musikkapelle. Kriege sind bekanntlich und naturgemäß immer schwierige Zeiten für das Vereins- und Musikleben. Doch trotz des Waffenlärms schwiegen die Weisen der Kapelle nie ganz, weswegen sie bereits im Jahr 1919 an der Jahrhundertfeier der Nachbarkapelle Kiens teilnehmen konnte.
Zur Zeit des Faschismus wurden ungeachtet einiger Schwierigkeiten Fronleichnamsprozessionen, Konzerte, Bolzenschießen und das "Cäcilienschaf-Essen" weiterhin eingehalten. Alle diese Veranstaltungen sind seit 1921 getreulich im Kassabuch vermerkt.

Unter dem Kapellmeister und Lehrer Eusebius Peskollderungg wurde 1931 die Schützenuniform eingeführt. Die Einnahmen flossen in dieser Zeit hauptsächlich aus Theateraufführungen.
Der Beitritt zum Verband der Südtiroler Musikkapellen im Jahr 1948, die Einführung der historischen Tracht 1947 und die Teilnahme am Wertungsspiel in Bruneck im gleichen Jahr geben Zeugnis von neuem Aufschwung. In den folgenden Jahren nahm die Kapelle mit beachtlichem Erfolg an Musikwettbewerben und Wertungsspielen teil. In Bruneck wirkte sie fast bei jedem Fest mit.
Wenig komfortabel, aber nach dem Urteil älterer Musikanten trotzdem unterhaltsam und beliebt waren die Dolomitenfahrten und andere Ausflüge auf offenem Lastwagen.

Sepp Thaler mit den Landesräten Hans Rubner aus Kiens und Dr. Luis Durnwalder aus Pfalzen

Im Herbst 1949 beteiligte sich die Musikkapelle Pfalzen zum ersten Mal an der Eröffnungsfeier zur Bozner Messe. Die Hin- und Rückreise erfolgte in Eisenbahn-Viehwagons.
Unter dem Kapellmeister und Lehrer Karl Wachtler führte man 1954 die Normalstimmung ein. Im Jahre 1958 wurden Vereinsstatuten aufgestellt. Ein Aufsichtsrat wurde bestellt, dessen erster Präsident Franz Baumgartner war. Ihm verdankt die Musikkapelle sehr viel: Schon seit den 1930-er Jahren hatte er die Kapelle nicht nur finanziell unterstützt, sondern sich auch für den Zusammenhalt große Verdienste erworben. 1958 erhielt die Kapelle eine neue Vereinsfahne.
Als Pfalzen von 1961 bis 1962 ohne Kapellmeister war, half Eduard Piffrader von St. Georgen aus. Dann übernahm Lehrer Rudolf Mellauner die Leitung der nunmehr 35 Mann umfassenden Kapelle. Während früher nur an vier Tagen (Josef-Umgang, Fronleichnam, Maria Himmelfahrt, allgemeiner Kirchtag) Konzerte gegeben wurden, trug man nun den Bedürfnissen des Fremdenverkehrs stärker Rechnung. Daher wurde 1969 durch die Initiative des Verkehrsvereins im Widumgarten ein Musikpavillon erbaut. Erwähnenswert sind für diesen Zeitraum Fahrten nach Hirschau, Herxheim (Rheinland Pfalz) und zwei Ausflüge nach Salzburg zu den Südtiroler-Treffen von 1957 und 1969.
1975 wurde die Tracht erneuert und vervollständigt durch die Anschaffung von Leibchen und dem Ersatz der Joppen und Hüte. 1976 erhielt die Kapelle anstatt des provisorischen Proberaumes im Turnsaal der Volksschule ein eigenes Probelokal im neuen Haus der Vereine.
1977 feierte man das 150-jährige Bestandsjubiläum im Rahmen eines dreitägigen Festes. Kuriosum am Rande: Der Landeskapellmeister und Komponist Sepp Thaler ergänzte beim Festessen die fehlenden Noten der B-Trompeten-Stimme bei der Einleitung zum Trio des von ihm komponierten Marsches "Schloss Leuchtenburg" auf einer Menükarte.

Besuch in Querfurt, 2002

In den 1980-er und 1990-er Jahren verzeichnet die Musikkapelle eine rege Reisetätigkeit, die sie unter anderem nach Augsburg (1985), Bergamo (1985), Kramsach (1989), Weißensee/Kärnten (1992), Wien (1993) oder Querfurt bei Leipzig (2002) führte.

Dreimal wirkte die Kapelle in Rom bei Fernsehsendungen mit (Sereno Variabile 1985, Scommettiamo Che 1992, Aufnahmen 1994). Der fast einwöchige Aufenthalt in Acireale auf Sizilien im Jahr 1986 war wohl der längste Ausflug in der Geschichte des Vereins. 1992 nahm die Kapelle beim italienischen "Wetten dass ..." teil, wurde Wettkönig und erhielt den mit 30 Millionen Lire dotierten Preis! 1996 kamen die Musikanten zur Taufe eines Flugzeuges auf den Namen "Südtirol" nach Innsbruck und genossen anschließend einen Rundflug.
Josef Stoll aus Percha konnte 1989 als Kapellmeister verpflichtet werden. Die Kapelle erlebte unter seiner musikalischen Leitung einen großen Aufschwung. Davon zeugt das Ergebnis bei den Bezirkswertungsspielen im Jahr 1993 (Auszeichnung mit 91,7 Punkten). Ein besonderes Augenmerk richtete er auf die kirchliche Musik.
Im Jahr 1997 erhielt die Musikkapelle dank großzügiger Unterstützung der Gemeinde ein neues Probelokal samt Festplatz. Im August 1998 erfolgte die Einweihung der Anlage.
2001 übernahm der Musikprofessor Eugen Passler aus St. Georgen als 15. Kapellmeister die musikalische Leitung.

Im Jahre 2002 hatte die Musikkapelle Pfalzen 53 Mitglieder:
1 Oboe
1 Flöte
10 Klarinetten
7 Saxophone
4 Flügelhörner
3 Tenorhörner
2 Baritone
6 Trompeten
4 Waldhörner
6 Posaunen
4 Bässe
5 Schlagzeuger

Weiters gibt es einen Fähnrich, fünf Marketenderinnen und eine Fahnenpatin.
Zum 175 Jahr-Jubiläum im Jahr 2002 gab die Musikkapelle eine Festschrift heraus.

Kontakt:
Obmann Stefan Unterweger
Riedingerweg 7
I-39030 Pfalzen
Tel.: 0039-0474-528219