Musikkapelle
Aus der Chronik
In der Trinser Dorfchronik findet sich eine Aufzeichnung aus dem Jahr 1469 über "Die Spillmener ze Trünnss: Waiss Ruedl und Wolrat", die bei Hochzeiten zum Tanz aufspielten. Auf welchen Instrumenten sie dies taten, ist leider nicht überliefert.
Spätere Aufzeichnungen dürften bei den großen Brandkatastrophen von 1720 und 1858 vernichtet worden sein.
Sicher ist, dass es bereits vor 1858 eine Musikbande gegeben haben muss, da zu verschiedenen kirchlichen Anlässen (z.B. Jahrtage oder Kirchenpatrozinium) auf eine musikalische Umrahmung verwiesen wurde.
1871 hielt man eine staatliche Schulinspektion in der Volksschule ab. Lehrer war der "Stinerwirt" Franz Haidegger, der gleichzeitig das Amt des Organisten, Chorleiters und Kapellmeisters erfüllte. Unverhofft stürmten Mütter in das Klassenzimmer, um ihre "christlichen" Kinder nach Hause zu holen. Die in der Klasse verbliebenen Schüler kennzeichnete man als "Lutherische". Während man die Frauen nach ihren Arreststrafen als Heldinnen feierte, wurde Haideggers Gasthaus gemieden, er verlor sogar seinen Posten und seine Tätigkeiten als Organist, Chorleiter und Kapellmeister wurden sabotiert. Erst nach zwei Jahren wurde er wieder habilitiert, damit Kirche und Schule nicht vollkommen verwahrlosten.
Aus der folgenden Zeit ist nur sehr wenig über die Musik in Trins überliefert.
Erst aus dem Jahr 1894 findet sich ein weiterer Hinweis auf die Musikkapelle, da sie im Rahmen der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr ausrückte.
1901 erhielt der damalige Kapellmeister Peter Trost von der Musikgesellschaft ein Ehrendiplom für seine 25-jährige Kapellmeistertätigkeit. Auf der Urkunde werden seine Verdienste hervorgehoben, darunter seine "wahrhaft liebevolle Deute und Handlungsweise", "die stete Heranbildung neuer Mitglieder", "das große Opfer an Zeit, welche das viele Notenschreiben und auch [...] die Opfer an Geld, welche die Anschaffung neuer Musikalien erforderte".
Eine einheitliche Wipptaler Tracht hatte man zu Beginn noch nicht. Jeder Musikant trug seine eigene dunkle Hose, einen Tscholder (Rock) und seinen Sonntagshut mit einer weißen Hahnenfeder. Erst zur großen Andreas Hofer-Jahrhundertfeier fertigte man "die Grüne" an, die aus einem braunen Rock mit Aufschlägen und Hirschhornknöpfen, braunem Hut mit grünem Band und einer Flaumfeder bestand.
1909 ist die Musikkapelle zur Hundertjahrfeier in Steinach ausgerückt.
Aus mündlicher Überlieferung weiß man, dass die Musik jährlich zum Hohen Frauentag (15.8.) zu Fuß über den Steinacher- und Matreierberg hinauf zur Mutter Gottes auf die Waldrast gewallfahrtet ist. Dort wurde die Messe feierlich umrahmt und anschließend spielte man einige Märsche auf. Auf dem Heimweg ist man in Matrei beim "Laner" zugekehrt, der zwei Liter Rotwein spendierte.
Am 8. September ging man früher auch aufs "Bergl", die kleine Wallfahrt St. Magdalena im Gschnitztal, hat die Messe musikalisch mitgefeiert und hat nach dem Abstieg im Dorfgasthaus "Beim Kuraten" ein Konzert gegeben. Diese Wallfahrten sind bis 1935 alljährlich unternommen worden.
Die beiden Weltkriege haben das Musikleben, wie auch in anderen Dörfern, unterbrochen und große Lücken hinterlassen.
Nach dem ersten Weltkrieg, der einige Opfer auch unter den Musikanten forderte, bekam jedes Mitglied ein Instrument, für Reparaturen musste man allerdings selber aufkommen. Als 1920 junge Burschen in die Musikkapelle eintraten, schieden andere aus Altersgründen aus. Früher war es üblich, dass nur ledige Männer die Musik bildeten. Fast 30 Mann zählte man fast immer. Erst Mitte der 1920-er Jahre kamen die ersten Verheirateten dazu.
Die Proben fanden in jenem Bauernhaus statt, wo heute die Raika Trins steht. In der hinteren alten Stube wurde am Sonntagvormittag nach der Messe geübt. Aber auch in einer Schulklasse fand man sich ein, um sich musikalisch zu vervollständigen. Musiziert wurde außerdem in den Stuben beim Perler, beim Schmied oder beim Gedirner. Um die Kameradschaftskasse aufzubessern, führte man bei Fehlen einer Probe den "Strafschilling" ein.
Seit 1925 gibt es in Trins das Musikwaldfest. Dabei wartete man mit verschiedenen Belustigungen auf, um die Vereinskasse aufzubessern (so etwa mit einer Seilbahn, die nach einem Unfall nicht mehr aufgestellt wurde).
1930 umrahmte die Musikkapelle Trins einen Festakt der Freiwilligen Feuerwehr. Zur Aufbesserung der Vereinskasse wurde ein Glückstopf eingeführt.
1935 beteiligte man sich beim Besuch von Erzherzog Eugen in Steinach. Man spielte unter anderem die Märsche "Gruß aus Innsbruck", "Habt Acht" und "Mein Österreich".
Aus den Jahren des Zweiten Weltkriegs gibt es keine Aufzeichnungen. Das Musikleben ist damals gänzlich zusammengebrochen.
Im November 1948 wurden die neuen Glocken für die Pfarrkirche mit der Musikkapelle herzlich in Empfang genommen und feierlich in den Glockenstuhl aufgezogen.
1950 feierte man das 25-jährige Priesterjubiläum des damaligen Pfarrers. Dabei zog die Musik mit dem Jubilar durchs beflaggte Dorf hinauf zur Kirche. Beim anschließenden Mahl gab es ein Festkonzert.
1951 hat der Musikausschuss beschlossen, die Wipptaler Tracht anzuschaffen (dunkelblauer Rock, rotes Leibl, grüne Hosenträger, Lederhose, weiße Kniestrümpfe, großer Trachtenhut mit Spielhahnstoß und zwei weißen Hahnenfedern). Auch die "Grüne" wurde wieder erneuert.
1953 machte die Musikkapelle einen Ausflug (ohne Instrumente) nach Südtirol. Im Jahr darauf spielte sie beim Festumzug "50 Jahre Tiroler Bauernbund" und 1958 wirkte sie erstmals bei einer Jungbürgerfeier mit.
1963 wurde das Bezirksmusikfest (Wipptal/Stubai) in Trins abgehalten.
1971 beschloss man bei keinen politischen Anlässen auszurücken!
Im gleichen Jahr wurde in Innsbruck der in Trins gedrehte Film "Ein vergessenes Tal" erstmals ausgestrahlt. Die Trinser Musikkapelle und Schützen marschierten von der Triumphpforte durch die Maria-Theresien-Straße bis zum Metropol-Kino. Am Wochenende feierte man gebührend mit allen Stars und dem Regisseur in Trins.
1972 fuhr die Musikkapelle zum ersten Oktoberfest nach Bergisch-Gladbach. Die Reise wurde wegen des Erfolgs zwei Jahre später wiederholt.
1977 wirkte sie beim Festumzug "150 Jahre Musikkapelle Steinach" und beim Landesmusikfest in Innsbruck mit.
1983 beteiligte man sich bei der 300-Jahr-Feier der Musikkapelle Matrei. In diesem Jahr wurden auch neue Trachten angeschafft.
1984 nahm die Musikkapelle beim großen Festumzug 1809-1984 teil.
1985 wurde eine Schallplatte aufgenommen.
Ein Jahr später rückte die Musikkapelle zur 30-Jahr-Feier des Österreichischen Bundesheeres aus. Die Wallfahrten nach Maria Waldrast wurden wieder eingeführt.
1988 erhielt die Musikkapelle im neuen Turnsaal endlich ein großräumiges Probelokal.
1992 wurden die ersten Mädchen aufgenommen.
Anlässlich der Gemeindewappenverleihung im Jahr 1994 komponierte der damals jüngste Kapellmeister im Bezirk, Hans Heidegger, die "Trinser Wappenfanfare".
1996 verzeichnete die Musikkapelle Trins insgesamt knapp 100 Zusammenkünfte.
Das Frühjahrskonzert im Café Halle 1997 fand großes Echo und Anklang. Im selben Jahr wurde gemeinsam mit der Trinser Tanzlmusig und den Gschnitzer Musikanten eine CD aufgenommen.
Der Jahresablauf der Musikkapelle Trins
Die Eckpunkte eines Musikjahres werden von traditionellen Veranstaltungen bestimmt, die weit über ein Jahrhundert alt sind. Die drei Dorfprozessionen (Kirchenpatrozinium, Fronleichnam und Herz Jesu), die Musikantenwallfahrten nach Maria Waldrast (15. August) und aufs "Magdalena Bergl" (früher am 8. September) sind aus mündlicher Überlieferung erhalten geblieben.
Im Laufe der Zeit sorgte auch das wiedererwachende Vereinsleben in Trins für zahlreiche Gelegenheiten sich musikalisch zu präsentieren. Die Florianifeier der Feuerwehr, Veranstaltungen des Schützenvereins und der Sportvereine, Tierzuchtvereine, Gemeindefeiern und kirchliche Anlässe führten zu einem übervollen Terminkalender der Musikkapelle.
Das Frühjahrskonzert stellt den musikalischen Höhepunkt des Jahres dar und wird immer zu Christi Himmelfahrt abgehalten. Steigende Besucherzahlen zwangen die Musikkapelle vom Gemeindesaal (1992) über den Turnsaal der Volksschule (1994-1996) nunmehr in die Tennishalle des Cafés Halle (seit 1997) auszuweichen.
Auch das zur Tradition gewordene Frühschoppenkonzert im Herbst lockt nicht nur Einheimische in das Veranstaltungslokal. Der Kreis der Musikfreunde dehnt sich auch auf unsere Nachbarländer Italien (Südtirol) und Deutschland aus.
Bis zu 50 Proben (Voll- und Registerproben) und ebenso viele Ausrückungen lassen das Jahr wie im Flug vergehen. Die Liste jener Musikanten, die für langjährige Mitgliedschaft geehrt werden, wird immer länger. Die Kameraden sind im Durchschnitt 19 Jahre aktiv dabei, einige sind bereits über 40 Jahre der Musikkapelle treu.
Ausbildung der Jungmusikanten - Musikschule
Die Trinser Jugend hatte immer schon mehrere Möglichkeiten, ein Instrument zu erlernen. Waren es zunächst die Vorbilder aus den eigenen Reihen der Kapelle, so konnte während des Besuches der Hauptschule in Steinach auch die Musikschule frequentiert werden. Seit 1995 hat die Landesmusikschule Wipptal regen Zustrom von Jugendlichen. Mädchen wie Burschen aus Trins errangen Leistungsabzeichen. Im Jubiläumsjahr 1998 - man beging das 140-Jahr-Jubiläum - wollten auch die "altgedienten" Musikanten ihren jüngeren Kameraden in Bezug auf Musikunterricht nicht nachstehen und so stellte das gesamte Posaunenregister in knapp einjähriger Arbeit mit einem Musiklehrer von Ventil- auf Zugposaune um. Das gesamte Trompetenregister, die Bassflügelhörner, Klarinetten und einige Flügelhörner nahmen ebenfalls regelmäßig "Nachhilfestunden" bei guten Musiklehrern.
Aktuell [Stand November 2006]
Kapellmeister 1999-2002: Sepp Knoflach
derzeitiger Kapellmeister: Roland Meraner
Obmann bis 2002: Gotthard Peer
derzeitiger Obmann: Thomas Pranger
(Text, bis auf "Aktuell", zusammengestellt aus der Festschrift der Musikkapelle Trins "1858 - 1998: 140 Jahre Musikkapelle Trins")
