Frauenchor Wengen Raieta
Es war im Jahre 1990, als sich sangesfreudige Frauen von Wengen zusammenfanden, um miteinander zu singen. Die Zahl der Mitwirkenden war so groß, dass die Notwendigkeit eines Chorleiters erkannt wurde. Der Hoffnungsträger war der gebürtige Wengener Franz Comploj, Professor für Orgel am Mozarteum in Salzburg, der die Sommerferien mit der Familie in seinem Heimatdorf verbrachte. Nach vier Singproben war schon der erste große Auftritt, und zwar anlässlich eines Orgelkonzertes am Vorabend Mariä Himmelfahrt 1991, den Franz Comploj in der Pfarrkirche Wengen gab.
Eine ihrer großen Aufgaben sieht der Frauenchor Raieta darin, das ladinische Liedgut, das im Gadertal - wie Norbert Wallner in seinem Buch "Marienlieder der Enneberger Ladiner" nachgewiesen hat - viel gepflegt wurde, wieder aufleben zu lassen, um es weiterzugeben.
Auch wenn diese überlieferten Lieder - meist nur der Text - in deutscher Sprache waren, scheint es sinnvoll, die wenigen überlieferten Melodien mit einem ladinischen Text zu versehen. Und so sind bisher schon einige Neuschöpfungen für den Frauenchor Wengen aus der Hand von Franz Comploj und Felix Dapoz entstanden, z.B. zwei ladinische Messen sowie gut ein Dutzend geistlicher und weltlicher Lieder. Als Textschöpfer und -übersetzer sei besonders auch Tone Gasser aus St. Martin in Thurn genannt.
Der Chor singt zudem deutsche, italienische und gegebenenfalls auch internationale Literatur.
Seitdem der Priester-Dichter Jakob Ploner Pfarrer in Wengen ist (1997) hat es in Zusammenarbeit mit Franz Comploj bzw. Felix Dapoz mehrere Neuschöpfungen - eigens für den Chor Raieta - gegeben, so "Rais de soredl", "Col Toronn", "Maria,nosta speranza", "Lè sö, Ierusalem" und "Comié". Weitere Kompositionen sind in pectu'.
Felix Dapoz, der in Toblach wirkende Organist und Chorleiter, der wie kaum ein anderer die ladinische Kultur als Dichter und Komponist bereichert hat, übernahm für eineinhalb Jahre die Leitung des Frauenchores, wobei er einmal in der Woche eigens von Toblach nach Wengen zu den Singproben kam.
Der ehemalige Leiter des Wengener Kirchenchores Bruno Rives betreute auch zwischendurch den Chor Raieta und konnte einige Auftritte erfolgreich gestalten. Unter der Leitung der Wengener Musikerin Judith Moling sang der Chor zwei Jahre lang (2000-2002). Seit dem Sommer 2002 hat Olga Moling-Miribung die Leitung des Chores Raieta übernommen.
Zwischendurch hat eine von den Sängerinnen für jeweils kürzere Abschnitte den Chor betreut, so Maria Tavella, Margareth Nagler und Franziska Aufderklamm.
Ein wichtiger Meilenstein war die Anschaffung einer eigenen Tracht, die nach der Art angefertigt wurde, wie sie früher im ladinischen Bezirk getragen wurde, und deren Finanzierung großzügig von der Pfarrei und der Gemeinde Wengen sowie von der Südtiroler Landesregierung unterstützt wurde. Die neue Tracht konnte am Pfingstsonntag 1996 anlässlich eines Mariensingens vorgestellt werden.
Der Chor Raieta gestaltet häufig Gottesdienste und hat schon bei zahlreichen geistlichen und weltlichen Konzerten mitgewirkt, unter anderem bei Adventkonzerten im Gadertal, in Cortina d'Ampezzo und in Nürnberg oder bei Festivals der ladinischen Chöre. 1996 wurde eine ladinische Messe mit Direktübertragung im Radio (RAI Sender Bozen) gesungen, 2001 hatte der Chor in Brixen anlässlich des offiziellen Besuchs des Staatspräsidenten Ciampi seinen Auftritt und 2003 gestaltete er den Hauptgottesdienst im Dom zu Brixen.
Der Chor ist ständig gewachsen und zählt heute 26 aktive Sängerinnen im Alter zwischen 13 und 65 Jahren.
Im Jänner 2004 - Alma Moling-Schuen