Kirchenchor

Fronleichnamsprozession 1987

Ein frühes Zeugnis für Kirchengesang findet man in der Dorfchronik der Gemeinde:
"In der Kirche St. Helena in Töll wurde schon frühzeitig gesungen. Im Jahre 1450 verpflichtete die Gemeinde den Pfarrer von Partschins, dort wöchentlich einmal eine Messe zu lesen und sie mit Gesängen zu begleiten."
1609 erhalten vier Sänger unter der Leitung von Michael Braun eine Jahresbesoldung von 2 Gulden 24 Kreuzer, wobei jedem der Sänger lediglich 3 Kreuzer ausgehändigt wurden. Diese Sänger waren verpflichtet, an den Kreuzgängen teilzunehmen und vor allem den Gesang in der Kirche zu besorgen. Bei Kreuzgängen wurden sie vom Kirchpropst verköstigt und erhielten zudem, wenn sie besonders schön sangen, ein Trinkgeld.
Den ersten Nachweis über die musikalische Umrahmung des Gottesdienstes stammt übrigens aus dem Jahr 1578, als für das Fronleichnamsfest zwei Geiger bestellt wurden, "welche bei der Prozession ihre Kunst zeigten". Auch eigene Kirchensänger, die man ab 1741 "Ecce panis-Sänger" nannte, traten gegen Bezahlung auf.

Mit Errichtung der Schule (1585/86) und der Installierung einer Kirchenorgel durch den Meraner Orgelbauer Caspar Humpel (1704) wurde der Mesner auch mit den verantwortungsvollen Aufgaben als Schulmeister und Organist betraut.
Erster schriftlich überlieferter Mesner und Vorsänger war Martin Zobl (1562-93).
Ab 1707 waren die Pfarrmesner und Vorsänger gleichzeitig Schulmeister, Organisten und eben Chorleiter. So übernahm Franz Koll, seit 1681 Lehrer und Pfarrmesner, in diesem Jahr zusätzlich das Organistenamt.
Als im Jahr 1756 der damals amtierende Josef Matscher bei einem Jagdunfall ums Leben kam, übergab man aus Kostengründen dessen Witwe den "Dreifachdienst". Dies führte zu einer heftigen Auseinandersetzung mit dem damaligen Pfarrer, der die Lehrerswitwe als eine für diese Stelle "persona de se inhabilis" (eine untaugliche Person) diffamierte. Das Problem wurde dadurch gelöst, dass man die Stelle demjenigen übertrug, der bereit war, die Frau zwecks Versorgung zu ehelichen.
Anlässlich der Anstellung von Michael Bolly 1781 wurde folgende Amtsinstruktion erlassen: "Der Gottesdienst ist durch eine anständige Musik zu verherrlichen", wozu sich der Organist entsprechende Musikalien zu beschaffen hatte. Die Instruktion aus dem Jahr 1800 wiederholt diese Anordnung mit dem Zusatz, man solle "nicht immer den alten Tindltandt'" aufführen!
Mit dem 23.Oktober 1813 verfügte die Gemeinde und Kirchenvorstehung eine Trennung des Mesnerdienstes vom Schul- und Organistenamt.
Ein ähnlicher Fall wie im Jahr 1756 wiederholte sich fast 70 Jahre später: Nach dem Tod Johann Planggers bewarb sich dessen Witwe um die drei Dienste mit der Begründung, dass sie sieben Kinder habe. Das Gesuch wurde angenommen, da der Sohn Johann Plangger jun. bereits seinen Vater in Schule und Kirche unterstützt hatte.
Als ein großer Mäzen erwies sich Franz Ferdinand von und zu Goldegg und Lindenburg (1798-1878), der als begeisterter Musikliebhaber alle Instrumente für den Kirchenchor bezahlte. Auf seine Kosten wurde auch der Orgelchor 1822-23 errichtet. Als Dank und Anerkennung erteilte ihm die Gemeinde die "Orgel-Direktion und verschaffte ihm das Regiment auf dem Chor, der unter seinen Schutz und Schirm gestellt wurde."
1859 kam Paul Prantner als Organist und Kapellmeister nach Partschins. Einmal mehr erwies sich Ritter Franz Ferdinand von Goldegg als Mäzen und sein Förderer. Prantner stand zwischen 1859 und 1861 dem Herrn von Goldegg als Kapellmeister zu Diensten. 1862 wird Prantners Sohn, der berühmte Komponist Wilhelm Prantner, geboren (siehe eigener Beitrag).

Aufzeichnung des Organisten Matthias Plangger 1875-1888

Als Nachfolger von Johann Plangger jun. wurde der Landecker Oberlehrer Josef Kathrein bestellt. Zwei Jahre nur wirkte er als Lehrer und Organist, bis der Bruder von Johann Plangger, Matthias Planger, seinen Posten 1875 übernahm. Während dessen Amtszeit - er war auch einige Jahre Kapellmeister - erwies sich Karl von Egen, Benefiziat der "Wieseneggischen Stiftung", als großer Förderer der Kirchenmusik in Partschins. Auch Pfarrer Alois Schmid unterstützte den Kirchenchor tatkräftig durch den Ankauf von Musikinstrumenten und Notenmaterial.

Der Kirchenchor von Partschins im Jahr 1911

1888 wurde Josef Blaas Lehrer, Organist und Schulleiter.
1891 sollte zur Reparatur der Kirchenorgel eine Sammlung durchgeführt werden. Da der damalige Gemeindediener eine "leichtfertige Natur" war, kam kein Geld zusammen, wie der Chronist bitter vermerkte.
Nach einer Notiz von 1892 erhielt das Gesangspersonal eine kleine Entlohnung für die Dienste während des Kirchenjahres in Form eines "Orgelgeldes".

Benedikt Burger sen. (1910-1960)

Zwischen 1904 und 1906 bekleidete der Schneidermeister Matthias Plangger das Organisten- und Chorleiteramt. Ihm folgte bis 1910 der aus Tilliach gebürtige Schulmeister Thomas Ebner.

1910 trat diese Stelle - sowie die eines Schulleiters, Kapellmeisters und Gemeindesekretärs - Benedikt Burger sen. an. Der Hauptgrund, warum Burger Partschins zu seinem Dienstort wählte, war die neue Reinisch-Orgel aus Steinach am Brenner. In der damaligen Zeit war eine derartige Orgel, mit zwei Manualen und 19 Registern, ein Wunderwerk für ein kleines Bauerndorf!
Im Ersten Weltkrieg wurde Burger als Standschützen-Leutnant an die Dolomitenfront beordert. Der Krieg erforderte die sofortige Auflösung der Musikkapelle und des Kirchenchores.

Kirchenchor 1924 und ...

... mit Kirchenbläser 1941

Benedikt Burger jun. (1960-1993)

Bis in die 1960-er Jahre leitete er dann, bereits 80-jährig, den Kirchenchor. Der 1973 verstorbene Benedikt Burger sen. "widmete sein ganzes Leben dem Dienste Gottes, seiner Familie und dem Nächsten", wie in der Festschrift des Kirchenchores vermerkt ist.

Stefan Gstrein (seit 1993)

1960 übernahm sein Enkel, der Lehrer Benedikt Burger jun. (*1931) die Leitung des Kirchenchores, die er bis 1993 innehatte. Bereits seit 1941 war er für seinen Großvater eine wichtige Stütze an der Orgel. Von 1965 bis 1993 war er außerdem Kapellmeister, unter seiner Stabführung wurde die Musikkapelle bei Wertungsspielen mehrfach ausgezeichnet. 1984 erhielt er die Verdienstmedaille des Landes Tirol.
"Die Lehrer Burger sen. und jun. haben 83 Jahre lang das musikalische Leben in unserer Gemeinde entscheidend mitgeprägt, und haben sich somit bleibende Verdienste um das kulturelle Leben erworben", liest man in der bereits erwähnten Festschrift.

[aus der "Festschrift anlässlich der Verleihung der Palestrina-Medaille. Geschichte des Kirchenchores von Partschins 1450-2003. Mit Dorf- und Kirchenchronik von Ewald Lassnig", herausgegeben vom Kirchenchor Partschins, 2004]

1993 folgte der 1965 in Meran geborene Musiklehrer Stefan Gstrein als Organist und Chorleiter. Er studierte Orgel und Kirchenmusik am Konservatorium in Innsbruck, ist Mitglied der Diözesankommission für Kirchenmusik und Orgel und seit 1997 Bezirkschorleiter des Südtiroler Sängerbundes für Burggrafenamt/Vinschgau.

Im Jahr 2003 erhielt der Kirchenchor von Partschins für seine Verdienste um die Kirchenmusik die Palestrina-Medaille.